Massachusetts

Salem

Weiter nördlich von Boston direkt am Wasser gelegen befindet sich Salem - eine kleine Stadt, die mit dem Commuter Rail oder Bus oder Auto schnell zu erreichen ist - und für "Halloween" und "Hexerei" bekannt ist. Ich fuhr mit dem Zug nur 25 Minuten und fand mich an einem einsamen Bahnhof wieder. Auf der einen Seite des Bahnhofes waren hübsche Wohnhäuser zu sehen. Auf der anderen Seite grenzte das Wasser und eine Autorecyclinganlage an. Ich hatte schnell den "Ausgang" des Bahnhofs und die Hauptstraße zum Stadtkern entdeckt und verlief mich an diesem Tag auch kein einziges Mal! Mit Handschuhen und Ohrenwärmern konnte ich es gut draußen aushalten. Es war nämlich ziemlich windig und frisch, obwohl die Sonne kräftig schien. Während ich so lief, hörte ich, wie sich eine Dame von zwei Personen verabschiedete und ihnen einen schönen Aufenthalt in Salem wünschte. Ich guckte hinüber zu ihnen, sah die Kamera um den Hals der Dame baumeln und entschied einfach mal, dass die beiden Touristen wie ich sind. Als sie dann auf meiner Höhe noch anhielten, um ein Foto von sich und der dahinterliegenden Straße machten, wollte ich auch so ein Bild von mir und dieser Straße haben. Jetzt oder nie, dachte ich, und zog meine Kamera aus meinem Rucksack heraus und lief hinüber. "Hi ihr! Würdet ihr vielleicht auch ein Foto von mir mit meiner Kamera machen?". "Ja klar!", antwortete die Dame und zählte mit ihren Fingern auf drei hoch und dann folgte das Bild mit mir und dieser Straße. Dann bedankte ich mich und fragte, ob sie auch Salem besuchen. "Ja sie kommen aus Springfield, Illinois und wollten sich ein Museum hier anschauen.". Tja und wie ihr es ahnen könnt, habe ich mit "Which one?" gefragt. Woraufhin die Dame mir antworte: "Ja genau das Witch.". Ich schaute ihre Begleitung an, der mich anschaute und ihr nochmals meine Frage stellte: "Nein Schatz. Sie fragt WELCHES Museum wir uns anschauen wollen.". Die Dame schaute uns beide an und sagte dann "Na das Witch Museum, sag ich doch." Also was dann folgte, könnt ihr euch sicher denken. Ich musste sowas von lachen und ihr Begleiter auch. Danach trennten sich unsere Wege.


Ich fand mich im Peabody Essex Museum wieder. Das ist ein architektonisch gut durchdachtes Museum. Das alte Museumsgebäude wurde mit dem Neuen intelligent verbunden - es gab eine helle, große Cafeteria"halle".






Haus 1
Haus 2
Haus 3
Zu meinem Glück konnte ich noch an einer "Kunst und Architektur: Was sagt die Einrichtung über ihre Bewohner aus?" Führung teilnehmen, wobei ich zunächst dachte, dass es sich um eine Indoor-Führung handelte. Als mir der Rezeptionist irgendwas von "Jacke anziehen, es sei ja kalt draußen" erzählte, kapierte ich so langsam, dass es sich um einer Outdoor-Führung handeln musste. Ich holte also meine soeben ausgezogene Jacke aus meinem Spint zurück und wartete zusammen mit der Tourbegleitung auf die fehlenden zwei Damen. Um die Zeit zu überbücken, wurde ich nun wieder mal gefragt, woher aus EUROPA (nun nicht gleich Deutschland) ich denn herkomme. Toll, dachte ich mir, mein Akzent hat sich verbessert! Mich konnte man nicht gleich Deutschland zuordnen. Ich erzählte nun, dass ich aus Berlin komme und sie antwortete, dass sie schon mal dort war. Ich nickte und sagte "Berlin is the place to be.". Dann fragte sie noch, warum ich hier in den USA bin und sagte mir, dass mein Englisch sich gut anhört. Ich glaube, in diesem Moment bin ich ein bischen "gewachsen". Als das Gespräch anfing, mir zu gefallen, kamen die fehlenden zwei Damen. Ich wurde mit Namen und Heimatort vorgestellt. Die Damen sagten "Really? That's great" und stellten sich kurz vor. Mit "Wir sind eine internationale Gruppe" verließen wir das warme Museum und fanden uns vor dem nahegelegenen ersten Haus aus dem 18. Jahrhundert wieder. Ein Schlüsselmann vom Museum öffnete die Türen und wir fanden uns in einem genauso dunklen Innenraum wieder, wie das Haus von außen auch schon erahnen ließ. Also hier hielt ich es nicht lange drin aus. Das war mir zu dunkel und zu mystisch. Im zweiten Haus des 19. Jahrhunderts gab es wenigstens freundliche, warme Wandfarben (die eine Dame sagte "It looks so contemporary!"), höhere Decken und durchaus hübsche Möbel. Hier gefiel es mir schon viel mehr! Das dritte Haus aus dem 20. Jahrhundert war dann schon mehr mein "Geschmack" - zumindest von innen. Die Tour endete nach mehr als einer Stunde und zusammen kehrten wir ins Museum zurück, wo ich nun meinen eigenen Museumsrundgang startete. Ich habe so gut wie alles gesehen und fühlte mich danach echt platt. 



Silhoutte des House of the Seven Gables
House of the Seven Gables
So langsam wusste ich schon gar nicht mehr, was ich zu Beginn gesehen hatte. Das war ein Zeichen, das Museum zu verlassen und mal endlich die Stadt zu sehen. Ich ging den Salem Witch Heritage Trial entlang und war schnell am Hafen, wo sich die Schiffchen noch im ruhigen Wellenrhytmus hin und her wiegten. Wenige Restaurants hatten geöffnet, es roch nach frischem Fisch! Ich folgte dem roten Faden am Hafen entlang, stoppte hier und da, und fand mich schließlich vor dem House of the Seven Gables wieder. Das Museum hatte nur noch 10 Minuten geöffnet, doch diese Challenge wollte ich nicht annehmen. Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen und für mich war es Zeit, den Bahnhof aufzusuchen. 

Auf dem Weg dorthin lief ich über das Salem Witch Trial Memorial. Hier wird an die in Salem verfolgten und ermordeten, vor allem der Hexerei beschuldigten, Männern und Frauen gedacht. Genau an diesem Ort wurden sie im Jahr 1692 hingerichtet. In den Steinen sind ihre Namen, das Urteil und der Tag ihrer Ermordung eingraviert. Das Schiefer lässt den Platz alt wirken und ich fühlte mich in die Zeit zurückversetzt. Die Grabsteine auf dem Friedhof nebenan waren auch aus Schiefer und wurden teilweise mit einem Totenschädel als dekoratives Element über den bibliografischen Daten versehen. Einige Schieferplatten standen sehr schief und neigten dazu völlig umzukippen, was mit anderen Schieferplatten längst passiert ist, über denen bereits wieder Gras wächst.

USS Constitution (Museum) und Bunker Hill Monument

Bei schönem Wetter und fabelhafter Sicht bin ich nach Charlestown zum Navy Yard gefahren. Dem Freedom Trail folgend, konnte ich mich überhaupt nicht verlaufen. Ich habe die rote Spur ab North Station aufgenommen, bin über die Charlestown Bridge geschwind gelaufen und schließlich rechts im Navy Yard angekommen. Ein gemütliches Gelände, welches sich bis zum Nachmittag mit Touristen füllte und sich als das Ausflugsziel so langsam entpuppte. Ich fühlte mich wohl: Wasser, Schiffchen und Sonne. 



Setzt die Segel...aber welche Leine nun?
Was ist das für ein Knoten häääh?!
Die USS Constitution hat eine für Boston und Massachusetts wichtige historische Bedeutung. Bostons Hafen war für den weltweiten Handel vor allem nach England, Frankreich und Nordafrika sehr wichtig gewesen. Die Briten wollten den Handel dorthin kontrollieren und reglementieren woraufhin in den Jahren 1812 bis 1815 zwischen US und Großbritannien ein über Wasser geführter Krieg stattfand. Als die USS Constitution 1815 in den Bostoner Hafen einfuhr, wurden die Schiffsbesatzung mit Paraden und öffentlichen Ehrungen empfangen. Das Schiff erhielt den legendären Namen "Old Ironsides", nach dem die Briten vergeblich versuchten mit Eisenkugeln das Schiff zu versenken. Während meiner Führung im Unterdeck des Schiffes riefen die männlichen Gäste ein "Huzza!" und der Erzähler, der Matrose, antwortete mit "Her sides are made of iron!". Also Geschichten können die Amis irgendwie immer sehr lebhaft erzählen. Das Schiff gehört der US Navy und wurde 1855 außer Betrieb genommen und restauriert. Mir hat es sehr gut gefallen und ich würde es jedem empfehlen hierhin zu gehen.

Nein, das sind keine Kugeln zum Kegeln.
Kanonen im Unterdeck












Das Museum beheimatet eine kleine, hübsch aufbereite, vor allem für die kleinen Besucher, zusammengestellte Schiffsausstellung zur USS Constitution.Derzeit wurden die Finalisten eines Modellbauwettbewerbs ausgestellt. Da habe ich selbst Lust auf Modellbauen bekommen und konnte mich an die Modellbauzeit meines Bruders erinnern. Was wir geklebt, bemalt und zusammengebaut haben. 





Vor dem Museum liegt ein Kriegsschiff im "Trockenhafen". Ich fühlte mich, als würde ich auf eines dieser Modellbauschiffe meines Bruders spazieren gehen. Irgendwie seltsam, welche Lust ich beim Modellbauen verspürte und nun beim Drüberlaufen des Schiffes eher Angst bekam. Es muss so enorm beängstigend gewesen sein, als dieses Schiff losfeuerte.





Aus der Ferne sichtbar erstreckt sich das Bunker Hill Monument. Ich nehme den Freedom Trail ab Navy Yard wieder auf und laufe den Hügel hinauf zum Bunker Monument. Ein 221 feet großer Obelisk bringt mich zum Stoppen und ich, mit meinen aufgerundeten 1,70 m, fühle mich so winzig. Der Obelisk soll an die Schlacht zwischen den britischen Truppen und der kolonialen Miliz am 17. Juni 1775 erinnern. Ich stand auf dem Berg und dachte nicht wirklich an die Schlacht von damals, sondern genoss die herrliche Sonne, die sich allmählich in meine winterblasse Haut einbrannte. Abends hatte ich neben Fußweh nun auch noch Sonnenbrand!

Worcester (sprich: Wuster)

Erste Kirche von Worcester
Eingangsbereich
Die Aussprache einer Stadt muss gelernt sein. So auch die Aussprache von Worcester. Hier spricht man ein kurzes "u", wobei man in England ein langes "u" spricht. Ich spreche es nun noch ganz anders aus, womit ich viel Gelächter geerntet habe. Egal. Die Idee nach Worcester zu fahren hatte Judith. Nach einigem Hin und Her ging es nun an einem Samstagmittag gegen 1 Uhr ins Landesinnere. Wir, das sind 4 ältere Damen, 2 junge Frauen und Dave, unser Fahrer, sind mehr als eine Stunde zu dieser auf einem Berg liegenden Stadt gefahren. Es hat den Tag zuvor noch kräftig geschneit, sodass wir viel Schnee links und rechts der Interstate gesehen haben. Ich saß hinten mittig, konnte mich kaum bewegen und musste mich ein wenig ducken, um gut hinaus schauen zu können. Was ich aber sah, waren Seen direkt am Highway, umgeben von vielen Bäumen (im Sommer bestimmt traumhaft grün), schöne Spiegelungen im Wasser und in der Mitte meist eine kleine Insel. Es sah ein wenig nach Mecklenburg-Vorpommern aus.

Afshan (2. v.l.), Judith (rote Haare) und Dave
Typisch sind auch die Outletstores direkt am Highway, was ich landschaftlich furchtbar fand. So fing also Worcester an: eine lange breite Straße mit großen Geschäften oder Malls links und rechts. Das Museum lag in der Altstadt und ich war wirklich froh, aus diesem Auto wieder aussteigen zu dürfen. Nach einem Hin und Her an der Museumskasse, war ich so genervt, dass ich dann die Rechnung zunächst übernahm und mir dann den Eintritt von jedem zurückzahlen ließ. Allein schritt ich in Ruhe durch das Museum und entspannte so langsam wieder. Mein Lieblingsmaler hing auch hier. So langsam frage ich mich, wo er nicht ausgestellt ist. Fazit des Tages und zum Museum: ganz nett, durchaus ein Besuch wert jedoch nicht ein Muss!


Boston Harbor Islands

Am ersten Nationalfeiertag in diesem Jahr, Martin Luther King, Jr. Day, am 16. Januar hieß es: "Volle Kraft voraus!". Wir, das sind Kristin, Maria, Constanze und ich, trafen uns am Long Wharf in Boston, um eine Rundfahrt auf dem Wasser mitzuerleben. Auf der Homepage des Schiffsunternehmens lautete es "Es ist mehr als nur eine Bootsfahrt! Entdecke Bostons Hafeninseln und erkunde ihre Flora und Fauna!". Noch gut gelaunt standen wir auf dem Deck des Schiffes und bewunderten die Skyline von Boston. Wir wunderten uns zwar, dass beinah alle Passagiere mit Ferngläsern ausgestattet waren, dachten uns aber nichts weiter dabei. Als es dann aber hieß: "Schaut, ein schwarzer Seetaucher auf 9 Uhr!" und fast alle griffen zu ihrem Fernglas oder knippsten Fotos von dem Vogel, wussten wir, dass wir hier falsch sind. Wir hatten weder ein Fernglas dabei noch spürten wir die Begeisterung im Blut, als wir die Rufe des Rangers hörten. So verbrachten wir knapp 3 Stunden auf einem Schiff, auf dem wir uns unter all den, mit dem besten Fernglas ausgestattet, Vogelfreaks unwohl fühlten. 

 
 












Zwei Passagiere (Mann und Frau), die unsere Situation wohl erkannten, fingen ein Gespräch mit uns an, fragten uns zu unserer Herkunft, was wir hier in Boston machen und warum wir auf diesem Schiff sind. Sie gaben uns Restauranttipps und überhaupt nützliche Informationen, was wir in Boston noch machen könnten. Die Frau wollte uns noch die Telefonnummer von einer Bekannten des Mannes geben, der wiederum das nicht für notwendig hielt und oft wiederholte "Sie brauchen ihre Hilfe nicht, um diese Restaurants zu finden oder jemanden von Hier zu haben.". Das war der Wendepunkt, an dem sich herausstellte, dass die beiden gar kein Paar waren sondern jeweils die Partner von ihren Freunden, was wir gar nicht gleich glauben konnten, fanden das dann auch sehr lustig und freuten uns, dass wir doch noch so eine unterhaltsame und informative Schiffsfahrt am Ende hatten.

Harvard University

John Harvard Denkmal
Im Jahre 1636 von der Massachusetts Bay Colony gegründet, ist sie die älteste private Stiftungsuniversität in den Vereinigten Staaten. Ihren jetzigen Namen erhielt sie durch eine Erbschaftsüberlassung von John Harvard (1639). 
 
Memorial Church
Ich kannte diese Universität letztendlich nur aus Filmen und vom Hören und Sagen. Jetzt hatte ich die Gelegenheit, sie mir in Ruhe anzuschauen. Ich war zur Abenddämmerung auf dem Old Yard unterwegs und fühlte mich verloren. Der Campus ist weitaus größer als das, was ich gewöhnt bin. Es gibt noch weitere Yards Ein Polizeiwagen mit dem Schriftzug "Harvard University Police" lässt mich staunen, was doch an Sicherheit geboten wird und jedoch auch gleichzeitig grübeln, ob ich mich lieber nicht abends auf dem Gelände aufhalten sollte. Die Wege sind auf die kürzeste Entfernung angelegt und führen mich schnell von Haus zu Haus. Die Abendbeleuchtung lässt die Gebäude größer wirken als sie es vielleicht am Tage sind. Gern hätte ich einen Hörsaal gesehen und mich mal in die Bibliothek gewagt. Jedoch gibt es dafür klare Restriktionen: nur Harvard Studierenden ist der Zutritt zur Bibliothek gewährt; nur ausgewählte Zweigbibliotheken sind öffentlich zugänglich. Was sagt mir das? Wissen ist in Amerika ein Privileg. Willkommen im Land der "unbegrenzten" Möglichkeiten.
Widener Bibliothek
Lehman Dudley House











Die Waterfront von Boston

Selbst im Winter ist die Waterfront in Boston schön, besonders bei Sonnenschein. Zwischen Downtown Boston und South Boston gibt es ein Hafenbecken, über das eine eiserne Brücke führt. Spannende Konstruktion wie ich finde! Auf der Seite von South Boston beginnt eine Promenade, die hier und da zwar noch in Baustellen steckt, jedoch schon jetzt zum Flanieren einlädt. Es gibt sogar Picknickbänke! Für die Geschichtsinteressierten gibt es Erklärtafeln, die entlang der Promenade verteilt stehen. Der Schiffshandel war und ist in Boston immer noch wichtig. Hier kommen Produkte aus aller Welt an! Die Schiffskonstruktion hat sich den Bedürfnissen des Schiffshandels angepasst. Auch das hat man in eisernen Schiffstafeln dargestelt - schöne Idee! Das wäre was für Hamburg! Ich mochte vor allem den Bick von South Boston hinüber zu East Boston. Davor lagen die Schiffchen, die sich im Wellenryhthmus bewegten. Herrlich!

Das rote Schiff ist meins :)

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